Wie haben sich die Synoden-Mitglieder verändert?
Zu den größten Veränderungen zählt sicherlich, dass die Vielfalt unter den Mitgliedern zugenommen hat. Heute sind viel mehr Frauen Mitglieder der Synode, und es gibt seit 2021 eine fest vorgeschriebene Anzahl an jungen Menschen, die der Synode angehören.
Was ist Ihnen an Errungenschaften der EKD-Synode wichtig?
Als Präses Heinrich der 13. Synode habe ich da natürlich vor allem die aktuelle Synode im Blick und tue mich schwer, frühere Synoden zu beurteilen. Aber natürlich merken wir bei unseren heutigen Debatten auch, wie wertvoll die Grundlagen sind, die uns durch frühere Synoden mit auf den Weg gegeben wurden, etwa durch die intensive Beschäftigung mit den Themen Frieden oder Gerechtigkeit. Wir können unsere heutigen Diskussionen gut auf Positionen aufsetzen, um die bereits in evangelischer Vielfalt gerungen wurde. Das ist eine gute Basis, auch wenn wir merken, dass manches in einer veränderten Welt heute hinterfragt und neu bewertet werden muss.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Dabei ist es bereichernd, dass wir als Synode in einem fortwährenden Aushandlungsprozess mit den zwei weiteren Leitungsorganen der EKD, also Kirchenkonferenz und Rat, stehen und dabei auch die Freiheit haben, Dinge noch einmal anders – eben aus Sicht eines Kirchenparlaments – einzuordnen. Das hat dem evangelischen Profil in der Vergangenheit gutgetan und ist gerade angesichts komplexer werdender Themen und Fragestellungen hilfreich.
Gibt es Ihrer Einschätzung nach Themen, die der Synode weniger gut gelungen sind?
Für ein Kirchenparlament gibt es keine klaren Erfolgs- oder Misserfolgskriterien. Dazu sind die Erwartungen gegenüber einer Synode auch viel zu verschieden. Wenn 128 Mitglieder mit ganz unterschiedlichen Perspektiven und Hintergründen zusammenkommen, und um gute Beschlüsse ringen, geht es am Ende darum, gute Kompromisse zu finden. Dann bin ich immer dankbar und froh, dass mit all diesen verschiedenen Perspektiven tragfähige Beschlüsse zustande kommen. Andererseits bleibt natürlich manchmal auch der persönliche Eindruck: Hier hätten wir noch weiter springen können.
Zum Beispiel?
So waren wir als evangelische Kirche etwa beim Thema Bewahrung der Schöpfung sehr früh auf dem Platz, als andere uns dafür noch belächelt haben, und haben damit auch wichtige Impulse gesetzt. Bis zu den Beschlüssen zu unserer eigenen Klimaneutralität mussten wir dann aber selbst noch einmal mächtig aufs Tempo drücken.
Gibt es aus Ihrer Praxis-Erfahrung Wünsche, was sich bei der EKD-Synode ändern könnte?
Zunächst einmal bin ich froh darüber, wie wir als Synode immer wieder gemeinsam mit herausfordernden Situationen umgehen. Etwa bei der kurzfristigen Umstellung einer in Präsenz geplanten Synode auf ein digitales Tagungsformat, wie dies aufgrund der Coronapandemie in Bremen erforderlich war. Das zeigt auf der einen Seite, wie agil wir als Kirchenparlament mittlerweile geworden sind. Zum anderen zeigt es aber auch den großen Willen und die Disziplin aller Synodalen, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Trotzdem bleibt immer noch Raum, wo wir uns als Synode in der Praxis auch verbessern können.
Woran denken Sie dabei?
Ein großes Anliegen wäre mir beispielsweise, dass die Synode noch diverser wird. Zwar ist das Durchschnittsalter, wie gesagt, schon deutlich gesunken. Aber es gibt immer noch viele gesellschaftliche Gruppen, die in unserer Synode gar nicht vorkommen. Das muss anders werden, gelingt aber nur, wenn diese Vielfalt auf allen kirchlichen Ebenen vorhanden ist und gelebt wird.
Welche Reformen wünschen Sie sich für eine Kirche der Zukunft?
Kernauftrag der Kirche sind nicht möglichst hohe Mitgliederzahlen und auch nicht zuallererst ein guter Finanzhaushalt. Wenn wir über Reformen sprechen, dann wünsche ich mir, dass wir darüber reden, wie wir Menschen im Glauben unterstützen können, wie wir die Botschaft Christi weitergeben können, Menschen damit begeistern können. Dazu gibt es bereits viele gute Veränderungsideen auf allen Ebenen. Der Ausbau der digitalen Angebote und Netzwerke wird dabei genauso wichtig sein wie gute Kontaktmöglichkeiten vor Ort. Letztlich geht es darum, eine einladende Kirche zu sein, die die eigene Lust am Glauben auch ausstrahlt.
epd-Gespräch: Holger Spierig