Krankenhaus-Seelsorge: Kirchen bündeln ihre Kräfte
Landesbischof July und Bischof Fürst unterzeichnen ökumenische Rahmenvereinbarung
Stuttgart/Rottenburg. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart bündeln ihre Kräfte, um das Angebot der Krankenhaus-Seelsorge in Württemberg insgesamt zu stärken. Am Mittwoch, 22. Januar, unterzeichneten Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July und Bischof Dr. Gebhard Fürst im Klinikum Stuttgart eine bundesweit bislang einmalige Rahmenvereinbarung.
Sie sieht eine grundsätzliche ökumenische Zusammenarbeit in der Krankenhaus-Seelsorge vor. Das heißt: Entscheidend ist, dass Patientinnen und Patienten an allen Tagen und in größeren Häusern nach Möglichkeit sogar rund um die Uhr einen kirchlichen Ansprechpartner beziehungsweise Ansprechpartnerin haben – deren Konfession ist dabei zunächst zweitrangig.
Erst wenn die Hilfe- und Ratsuchenden gezielt um Betreuung durch Theologen der eigenen Konfession bitten oder dies aus anderen Gründen sinnvoll erscheint, „übernehmen“ evangelische beziehungsweise katholische Krankenhaus-Seelsorger beziehungsweise auch Pfarrpersonal der örtlichen Kirchengemeinden.
Nach dem gleichen Prinzip werden die Klinik-Seelsorger auch Angehörigen der Patienten sowie Klinik-Mitarbeitern zur Verfügung stehen.
Bischof Gebhard Fürst würdigt die Bedeutung der Rahmenvereinbarung: „Für Patienten, Angehörige wie Mitarbeiter verlässlicher Ansprechpartner zu sein, ist Kern der Klinikseelsorge und Basis für ein von Vertrauen geprägtes Gespräch. Mit unserer bis heute einmaligen ökumenischen Rahmenvereinbarung, die Bischof July und ich mit unseren Unterschriften besiegelt haben, sichern wir genau diese Verlässlichkeit.“ Entscheidend sei, dass „in schwierigen und manchmal leider auch lebensbedrohlichen Situationen ein Seelsorger Beistand, Trost und Hilfe anbietet“, so Fürst.
Landesbischof Frank Otfried July sieht die Notwendigkeit der ökumenischen Vereinbarung auch vor dem Hintergrund des Spannungsfelds zwischen Gesellschaft und technischer Entwicklung: „Der Bedarf an medizinischer und pflegerischer Versorgung wächst, einhergehend mit dem demographischen Wandel und den medizinischen Fortschritten. Der Bedarf an Seelsorge wächst. Das Bedürfnis nach weltanschaulicher und spiritueller Orientierung nimmt zu in einer pluralistischen, konsumorientierten Gesellschaft. ,Wem kann ich vertrauen?‘ wird für viele Menschen zur existenziellen Herausforderung.“
Aus seiner Erfahrung als früherer Leiter des Diakonie-Klinikums Schwäbisch Hall heraus betonte July: „Die Begleitung von Patientinnen und Patienten liegt in interdisziplinärer Verantwortung.“
Insgesamt bieten die Evangelische Landeskirche in Württemberg und die Diözese Rottenburg-Stuttgart Krankenhaus-Seelsorge an mehr als 100 Standorten in Württemberg an – nicht nur in Akutkrankenhäusern und Fachkliniken, sondern auch in Rehabilitations- und Kureinrichtungen sowie Hospizen.
Professor Dr. Jan Steffen Jürgensen, Medizinischer Vorstand am Klinikum Stuttgart, war gerne Gastgeber für den Festakt: „Wir haben sehr gern den Rahmen für die Unterzeichnung im Klinikum Stuttgart gegeben, auch um die großartige Arbeit der Klinikseelsorge zu würdigen. Als Baden-Württembergs größtes Klinikum behandeln wir jährlich 700.000 oft kritisch Kranke. Neben exzellenter medizinsicher Versorgung ist gerade in kritischen Situationen für viele Patienten die einfühlsame und herzliche Unterstützung durch die Klinikseelsorge von unschätzbarem Wert.“
Oliver Hoesch
Sprecher der Landeskirche