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„Aufgabe der Kirche, an der Seite der Schwächsten zu stehen“ – EKD


Was tut die Nordkirche, um in der Corona-Krise ihren Partnerkirchen noch mehr zu helfen, aber auch Flüchtlingen weltweit?

Kühnbaum-Schmidt: Unsere Partnerkirchen in Übersee unterstützen wir derzeit mit Sofortmaßnahmen. In verschiedenen Weltregionen drohen Hungerkatastrophen, es fehlt an Hygieneartikeln und Krankenhausausstattung. Die Not der Menschen ist gravierend. Deshalb haben wir einen Nothilfefonds eingerichtet. Dafür bitte ich herzlich um Spenden.

Über den Lutherischen Weltbund sind wir an weiteren Hilfsprogrammen beteiligt. Wir sind Mitglied im Bündnis United4Rescue zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. Auch dieses Bündnis braucht weiterhin finanzielle Unterstützung und wie unsere Partnerkirchen ebenso unser persönliches Gebet.

Wie erleben Sie die Nordkirche, die 2012 aus dem Zusammenschluss von drei ehemaligen Landeskirchen entstand?

Kühnbaum-Schmidt: Vielfältig und spannend! Markenzeichen der Entwicklung zur Nordkirche ist für mich die Begegnung auf Augenhöhe – das bleibt wichtig. Die Nordkirche leistet außerdem einen wertvollen Beitrag für die Verbundenheit der drei Bundesländer in diesem großen Teil von Norddeutschland. Wir stehen auch dafür, dass unterschiedliche geistliche und theologische Traditionen einander bereichern.

Welche Akzente können Sie sich vorstellen, um das weitere Zusammenwachsen der Nordkirche voranzutreiben?

Kühnbaum-Schmidt: Verbundenheit im gemeinsamen Glauben, gute Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten sowie eine breite Beteiligung vieler Menschen auf allen Ebenen! Das müssen wir weiter stärken. Digitale Kommunikationsformen können uns dabei helfen, auch andere Generationen mehr als bisher zu beteiligen. Wichtig sind mir geistliche Begegnungen und gemeinsame Feste für die ganze Nordkirche, zum Beispiel das leider verschobene Chorfest ‚Dreiklang‘.

Wie schätzen Sie das Engagement der Nordkirche für den Klimaschutz ein?

Kühnbaum-Schmidt: Wir sind auf einem guten Weg. Bei Baumaßnahmen wird auf energetische Optimierung geachtet. Die meisten Kirchenkreise haben Klimaschutzmanager angestellt und Gebäudenutzungspläne aufgelegt.

Der Klimaschutzplan soll für die Jahre 2022 bis 2027 fortgeschrieben werden. Um der Klimaerwärmung zu begegnen, muss jeder und jede persönlich etwas ändern. Die Lockdown-bedingte geringere CO2-Belastung zeigt: Wir können etwas tun, wir müssen es aber auch wollen.

Zum Christsein gehört das Engagement für Menschen in Not. Welche aktuellen Herausforderungen sehen Sie da?

Kühnbaum-Schmidt: Alle Menschen haben mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu tun. Als Kirche ist unsere Aufgabe dabei, an der Seite der Schwächsten zu stehen. Das sind Kranke und Sterbende; von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit Betroffene; Familien, die schon jetzt die Folgen der Pandemie in besonderer Weise tragen sowie Menschen, die in Pflege- und Senioreneinrichtungen leben.

Wir brauchen einen öffentlichen Diskurs darüber, was für sie und uns alle ein Leben in Würde bedeutet. Und wir müssen darüber sprechen, wie wir als Einzelne und als Gesellschaft dazu beitragen und auf was wir dafür verzichten. So wird ein Kernsatz unseres Glaubens konkret: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten wie dich selbst“.

Sie sind Mitglied im Netzwerk Solidarische Landwirtschaft (Solawi). Was hat Sie dazu veranlasst?

Kühnbaum-Schmidt: Solawi-Mitglieder unterstützen Betriebe vor Ort finanziell und erhalten dafür saisonale und regionale Produkte. Das ist zugleich ein Beitrag zum Klimaschutz. Als Familie sind wir Mitglied bei Solawis für Gemüse und Obst, Eier und Honig. Pro Monat zahlen wir einen festen Betrag und bekommen dafür regelmäßig Ernteanteile. So möchten wir dazu beitragen, das Einkommen regionaler landwirtschaftlicher Betriebe zu sichern.

epd-Gespräch: Anne-Dorle Hoffgaard