Wie ist denn der derzeitige Stand?
Osiw: Die Landessynode hat die Kirchenleitung im Jahr 2017 gebeten, ein Zukunftskonzept für die Verwaltungsstruktur zu entwickeln. Das haben wir getan. Im Herbst 2019 hat die Landessynode einstimmig beschlossen, dass ein „Zielbild 2030“ in ausgewählten Regionen pilotiert werden soll – in dieser Phase befinden wir uns derzeit. 2022 werden die Ergebnisse der inzwischen neu zusammengesetzten Landessynode vorgelegt, die über eine landeskirchenweite Umsetzung entscheidet.
Wie wird der Beschluss angenommen?
Osiw: In der Landeskirche gibt es große Zustimmung zum Zielbild 2030. Es gibt allerdings auch einen Gegenvorschlag, der kleingliedrigere Strukturen vorsieht. Den nehmen wir auf und versuchen, seine Vorteile integrieren. Auf der Ebene der Kirchengemeinden äußern sich hauptsächlich die, die dagegen sind. Sie formulieren unter anderem Verlustängste und ihre Sorgen um die bleibende Souveränität der Gemeinden. Anders gesagt: Die Gemeinden, denen es gerade gut geht, wünschen keine Veränderung – die anderen wünschen sie sich. Hin und wieder wird auch aus der Erneuerungsbedürftigkeit der Verwaltungsstrukturen etwas Falsches geschlossen, deswegen betone ich: Wir haben extrem engagierte Menschen, die in den bestehenden Strukturen super Arbeit leisten. Die sollen nicht ‚wegrationalisiert‘ werden. Auch soll die neue Struktur die Kirchengemeinden nicht schwächen. Sie soll Verwaltungsvorgänge bündeln, vereinheitlichen und verschlanken. Die Entscheidungskompetenz soll weiterhin in den Kirchengemeinden bleiben.
Was können Sie solchen Ängsten entgegnen?
Osiw: Zunächst: Jede Struktur hat Vor- und Nachteile, das ist uns allen bewusst. Es gibt nicht die eine ‚richtige‘ Struktur. Richtig ist aber auch: In der Verwaltung unserer Landeskirche gibt es zu viel Einzelkämpfertum und zu viele Parallelstrukturen. Aus dieser Erkenntnis müssen wir Konsequenzen ziehen. Ich bin mir sicher: Den Spagat zwischen der Freiheit im Gemeindeleben und standardisierten und vernetzten Verwaltungsabläufen werden wir hinbekommen.
(Das Interview führte Uwe Birnstein)