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„Eine verwundete Welt sehnt sich nach Heilung“ – EKD


In seinem Bericht vor der EKD-Synode ging der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm ausführlich auf die seelischen Folgen der Corona-Krise ein

„Wir sind eine verwundete Gesellschaft.“ Mit diesen eindringlichen Worten hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zum Auftakt der 7. Tagung der 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die aktuelle Situation in der Corona-Pandemie beschrieben.

 

In der erstmals rein digital stattfindenden Sitzung des Kirchenparlaments wies er auf die seelischen Folgen der Pandemie hin: „Zwar haben wir in den ersten Monaten der Pandemie dem Virus gemeinsam und entschlossen getrotzt und auch eine harte Lockdown-Zeit vergleichsweise gut überstanden, doch macht sich – das nehme ich wahr – jetzt zunehmende Erschöpfung breit.“ Entsprechend groß sei das Bedürfnis nach Heilung: „Eine verwundete Gesellschaft sehnt sich nach Heilung. Aber woher kommt Heilung in einer Situation, die von der schmerzlichen Erfahrung geprägt ist, dass wir eben nicht alles beeinflussen können, dass wir nicht über alles die Kontrolle haben? Wo liegen die Kraftquellen, um angesichts der schwierigen Situation ausreichend widerstandsfähig zu sein?“ Der christliche Glaube sei dafür gerade jetzt von unschätzbarer Bedeutung. „Wir sind gefragt, unseren Glauben gerade jetzt mit unserem Leben zu bezeugen. Denn unser Land braucht beides: zum einen die Resilienz, um mit Dingen umzugehen, die nur bedingt zu ändern sind, sowie die Geduld, das auch über längere Zeit durchzuhalten. Und zum anderen die soziale Energie, die solche Widerstandskraft nicht auf den Raum des persönlichen Durchhaltens beschränkt, sondern daraus die Kraft gewinnt, einander beizustehen und Solidarität zu üben, besonders mit den Schwachen und Verletzlichen“, so Bedford-Strohm. „Die Botschaft von Glaube, Liebe und Hoffnung ist genau das Wort, was eine verwundete Gesellschaft heute braucht, um Heilung zu erfahren, Zuversicht zu behalten und gemeinsam zu handeln.“ Dabei werde es darauf ankommen, die Lernerfahrungen aus der Krise zu einer Neuorientierung zu nutzen. „Neben allem Kummer gibt uns die Pandemie auch die Chance, innezuhalten und neue Wege zu beschreiten. Unsere gemeinsame Welt braucht diese Umkehr, wir wollen und wir dürfen nicht einfach zurück zum Zustand vor Corona.“

 

Der Ratsvorsitzende ging aber auch auf die Ohnmacht ein, die insbesondere zu Beginn der Pandemie besonders belastend war: „Auch als Kirche müssen wir diese Ohnmacht aushalten. Und uns immer wieder die Frage stellen, wo wir anderen etwas schuldig geblieben sind. Am meisten und am schmerzlichsten stellt sich diese Frage bei dem Gedanken an die Menschen, die gestorben sind, ohne dass jemand bei ihnen war, obwohl sie sich das gewünscht hätten.“  Er unterbrach seinen Bericht mit einer Schweigeminute: „Wir denken heute bei dieser Synodaltagung an die einsam Gestorbenen. Und wir trauern mit den Angehörigen, die sie nicht begleiten konnten. Und mit denen, die nicht Abschied nehmen konnten, weil sie wegen der Teilnahmebeschränkungen von den Beerdigungen ausgeschlossen waren.“

 

Weiteres Thema seines wegen der komprimierten Tagesordnung deutlich kürzeren Ratsberichts waren die Zukunftsprozesse der Kirche, die den inhaltlichen Schwerpunkt der Tagung bilden. Entscheidend sei dabei, nicht nur auf Strategien und Strukturen zu vertrauen, sondern zuallererst auf den eigenen Glauben, so der Ratsvorsitzende. „Wir machen uns viele Gedanken über die richtige Form und die richtigen Strukturen, in denen wir als Kirche für die Zukunft Ausstrahlungskraft gewinnen können. Und das ist auch gut so. Darüber werden wir bei dieser Synode diskutieren. Aber das alles geht ins Leere, wenn wir nicht neu auf Christus schauen.“

 

Der gesamte mündliche Bericht des Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, ist abrufbar unter https://www.ekd.de/ratsbericht-muendlich-synode-2020-60400.htm.

 

Die digitale Tagung der EKD-Synode kann im Livestream mitverfolgt werden unter www.ekd.de/stream

 

Hannover, 8. November 2020

 

Pressestelle der EKD

Carsten Splitt

 

 

Über die Synode der EKD: Die Synode der EKD ist neben Rat und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Sie tagt vom 8. bis 9. November digital. Nach der Grundordnung der EKD besteht die 12. Synode aus 120 Mitgliedern. Zu den Aufgaben der Synode zählen die Erarbeitung von Kundgebungen und Beschlüssen zu Fragen der Zeit sowie die Begleitung der Arbeit des Rates der EKD durch Richtlinien. Die Synode berät und beschließt aber auch den Haushalt und die Kirchengesetze. Geleitet wird die Synode vom Präsidium unter dem Vorsitz von Präses Irmgard Schwaetzer. Sie ist zugleich Mitglied des 15-köpfigen Rates der EKD. Vorsitzender des Rates der EKD ist Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Die EKD ist die Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 21,1 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland gehören zu einer der rund 13.500 Kirchengemeinden.