EKD-Ratsvorsitzende Kurschus wünscht sich starke Impulse und Hoffnungssignale, die ausgehen in die weltweite Christenheit
Heute ist die elfte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen mit einem gemeinsamen Abschlussgottesdienst zu Ende gegangen. Vom 31. August bis 8. September 2022 waren rund 4000 internationale Gäste aus den 352 Mitgliedskirchen des ÖRK zu Gast in Karlsruhe, um unter dem Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ gemeinsam darüber nachzudenken, welchen Beitrag die Kirchen für eine friedliche und geeinte Gesellschaft einbringen können und welche Rolle sie für das gesellschaftliche Miteinander haben. Inhaltlich dominierten Themen wie der weltweite Klimawandel und der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Vollversammlung. Zudem wurde die Forderung nach Frauen in geistlichen Führungspositionen laut.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, hebt den ökumenischen Charakter der Veranstaltung hervor: „Die Vielfalt wie auch die geistliche Verbundenheit der weltweiten Christenheit waren mit allen Sinnen zu spüren und zu erleben. Ein Fest allein für die Augen: Kollarhemd, Soutane, Lutherrock, orthodoxe Kopfbedeckung, dazu ein buchstäblich glanzvolles Spektrum geistlicher Insignien aus mehr als 350 Kirchen – ein wunderbar buntes Bild der weltweiten Christenheit. Die Stadt Karlsruhe und die badische Landeskirche waren großartige Gastgeber. Im Herzen Europas und in der „Hauptstadt des Rechts“ hatte dieser Ort auch eine symbolische Kraft.“ Besonders wichtig sei für sie die Lern-Erfahrung, dass Menschen auf ein und dasselbe Phänomen aufgrund ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ihrer konfessionellen Prägung und Tradition völlig unterschiedlich blicken und dieselben Worte völlig unterschiedlich hören: „Gerade die Stimme von unmittelbar Betroffenen hat ein besonderes Gewicht – das gilt für den Krieg in der Ukraine ebenso wie für die Konflikte im Nahen Osten, das gilt für den Klimawandel und viele andere aktuelle Themen. Meine eigene Sicht ist in vielen Fällen ein Blick von außen, das dürfen wir nie vergessen.“ Für die Zukunft wünscht sich die Ratsvorsitzende, „dass von dieser Vollversammlung starke Impulse und hoffnungsvolle Signale ausgehen in die weltweite Christenheit, für die Arbeit des ÖRK und mitten hinein in eine Welt, die voller Konflikte und tiefgreifender Krisen ist.“
Die Landesbischöfin der gastgebenden badischen Landeskirche, Heike Springhart, blickt gerne auf die vergangenen Tage zurück: „Die Vollversammlung war ein bewegendes Zeugnis davon, dass die christlichen Kirchen über alle Divergenzen hinweg verbunden sind durch die Orientierung an Jesus Christus als Haupt und Herz der Kirchen. Das war spürbar in den Gottesdiensten und Andachten und hat auch auf die Region und die Stadt ausgestrahlt. Als Landesbischöfin der gastgebenden Landeskirche bin ich sehr dankbar dafür, dass mit der Vollversammlung die mitreißende Weite der weltweiten Christenheit in unsere Region und nach Karlsruhe kam. Wir sind reich beschenkt worden und ich wünsche mir, dass die Orientierung an der von Christus geschenkten Versöhnung uns auch weiter auf die großen Fragen unserer Zeit ausrichtet. Sie hat ausgestrahlt in die Stadt, für deren Unterstützung wir sehr dankbar sind.“ Besonders hervor hebt sie zudem den Aspekt der Versöhnung: „Wir haben die Geschichten von Versöhnung und die Leidenschaft für Recht und Gerechtigkeit geteilt. Mit der Erinnerung an die ausgestreckten Hände zur Versöhnung seitens der ökumenischen Weltgemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, die unter anderem in den Notkirchen konkret wurde, haben wir daran erinnert, dass Versöhnung gelingen kann, wenn die Wunden und die Schuld nicht übergangen werden. Von der Vollversammlung geht das klare Signal aus gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aus.“
Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, zieht ein positives Fazit nach der ökumenischen Begegnung: „Wir haben ein großartiges internationales Fest des Glaubens in Karlsruhe gefeiert. Mit anrührenden Begegnungen und inspirierenden Gottesdiensten und Gebetszeiten. Ich habe in diesen Tagen eines besonders stark erlebt: Es gibt eine neue Leidenschaft für das ökumenische Netzwerk der Kirchen weltweit. Vielleicht verdankt sich dieser neue ökumenische Ernst der klaren Erkenntnis vieler Kirchen, dass wir den globalen Krisen wie der Klimakrise, Rassismus oder der eskalierenden privaten und öffentlichen Gewalt an so vielen Orten nur gemeinsam begegnen können.“
Für die EKD nahm eine 13-köpfige Delegation teil. (https://www.ekd.de/deutsche-delegation-bei-der-vollversammlung-des-oerk-2022-74749.htm) Aus dieser Delegation wurden Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber (Hannover), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), Lydia Mirjam Fellmann von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sowie Megan Louis Schuster und Lubina Mahling, beide von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in den Zentralausschuss gewählt. Der Zentralausschuss besteht aus insgesamt 150 Mitgliedern und bildet zwischen den etwa alle acht Jahre tagenden Vollversammlungen das höchste ÖRK-Leitungsgremium. Er führt die von der Vollversammlung angenommenen Richtlinien aus, prüft und überwacht die Programme und beschließt den ÖRK-Haushalt.
Hannover/Karlsruhe, 8. September 2022
Pressestelle der EKD
Annika Lukas