Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland debattiert über Weiterentwicklung friedensethischer Fragen
In seinem Bericht über die Friedensarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat der Friedensbeauftragte, Landesbischof Friedrich Kramer, vor polarisierenden „Schwarz-Weiß-Mustern“ gewarnt. Differenzierung und Vielstimmigkeit – gerade auch in friedensethischen Fragen – seien immer schon Kennzeichen der evangelischen Kirche. „Diese zuzulassen und auszuhalten, ist eine ihrer großen Stärken. „Als Kirche können und müssen wir ein Vorbild dafür sein, wie mit dieser Vielstimmigkeit bis hin zu gegensätzlichen Sichtweisen konstruktiv umgegangen werden kann“, so Kramer.
Ähnlich hatte sich in Ihrem Ratsbericht am Vortag auch die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus geäußert. Eine Rolle der Kirche sei „Dilemmata zu formulieren, wo es vermeintlich nur richtig oder falsch gibt. Ich halte dies für eine immens wichtige, ja friedenstiftende christliche Freiheit, die wir ergreifen müssen“, so Kurschus.
Eine Reduzierung der friedensethischen Debatte auf die Fragen der Waffenlieferungen werde der Komplexität der Problematik nicht gerecht, sagte auch Kramer und warb für eine differenzierte friedensethische Debatte. „Wir kommen nicht schuldlos aus diesen Fragen heraus, weil der Krieg selbst das Böse ist. Es gibt keinen gerechten Krieg. Und die dringende Frage ist, wie wir aus dem ungerechten Krieg in einen gerechten Frieden kommen können.“
Kramer unterstrich die volle Solidarität mit der Ukraine und deren Selbstverteidigungsrecht. Zugleich erinnerte er in seinem Bericht an die Pflicht, den leidenden und flüchtenden Menschen der Ukraine beizustehen, sie mit Hilfsgütern, Unterkünften und bei der Aufklärung und Ahndung der Kriegsverbrechen zu unterstützen. Ebenso bestehe eine Verantwortung gegenüber Menschen im globalen Süden und Osten, die unter den Folgen des Krieges gegen die Ukraine leiden. „Als Christenmenschen haben wir eine Verantwortung und müssen uns dafür einsetzen, Not und eine extreme Zunahme des Hungers abzuwenden.“, so Kramer.
In der Debatte über den Bericht wurde unter anderem die Notwendigkeit betont, Fragen von Krieg und Flucht und Klima stärker zusammenzudenken, vor isolationistischen Positionen gewarnt und hervorgehoben, dass der Vernichtungskrieg nicht nur zum Ziel habe, ein Land zu erobern, sondern dabei auch Kultur, Sprache und Identität zerstört.
Der Rat der EKD hatte die Konferenz für Friedensarbeit im März beauftragt, ein Konzept für die Weiterentwicklung der friedensethischen Grundsätze der EKD vorzulegen. Daraufhin hatte diese eine Friedenswerkstatt gegründet, um einen breiten Konsultationsprozess anzustoßen.
Der gesamte mündliche Bericht des Friedensbeauftragten, Landesbischof Friedrich Kramer, ist dieser Pressemitteilung als pdf-Datei beigefügt.
Die Tagung der EKD-Synode kann im Livestream mitverfolgt werden unter www.ekd.de/stream.
Magdeburg, 7. November 2022
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
Über die Synode der EKD: Die Synode der EKD ist neben Rat und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Sie tagt vom 6. bis 9. November in Magdeburg. Nach der Grundordnung der EKD besteht die 13. Synode aus 128 Mitgliedern. Zu den Aufgaben der Synode zählen die Erarbeitung von Kundgebungen und Beschlüssen zu Fragen der Zeit sowie die Begleitung der Arbeit des Rates der EKD durch Richtlinien. Die Synode berät und beschließt aber auch den Haushalt und die Kirchengesetze. Geleitet wird die Synode vom Präsidium unter dem Vorsitz von Präses Anna-Nicole Heinrich. Sie ist zugleich Mitglied des 15-köpfigen Rates der EKD. Vorsitzende des Rates der EKD ist Annette Kurschus. Die EKD ist die Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 19,7 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland gehören zu einer der 12.900 Kirchengemeinden.