Für die Jugendlichen sei in der Konfirmandenzeit vor allem wichtig, Gemeinschaft zu erleben, sagte Ilg. Durch die Corona-Pandemie habe die digitale Konfirmandenarbeit zwar einen regelrechten Boom erlebt, viele Jugendliche seien allerdings vor allem dankbar für die kreativen Angebote der Gemeinden gewesen, um etwa im Freien Begegnungen zu ermöglichen. „Camps und Freizeiten waren mancherorts nicht möglich, und darunter hat die Konfi-Zeit sehr gelitten.“
Um das sich wandelnde Verhältnis zur Kirche nach der Konfirmation zu beobachten, befragte der Wissenschaftler in einer Langzeitstudie in regelmäßigen Abständen mehrere hundert Jugendliche, die 2013 konfirmiert wurden. Nach der Konfirmation gebe es insgesamt eine „schleichende Distanzierung“, die stärker werde, wenn die jungen Erwachsenen den Heimatort zum Studium oder für die Ausbildung verließen, sagte er. Am neuen Wohnort sei es oft schwer, Anschluss zu einer Kirchengemeinde zu finden. Hinzu kämen mit dem ersten Einkommen auch die Abzüge für die Kirchensteuer.
Er empfehle den Kirchen daher dringend, Kontakt zu den Jugendlichen zu halten und die Potenziale der Jugendarbeit auszuschöpfen, sagte Ilg. Für die 20- bis 30-Jährigen gebe es bislang nur wenig attraktive Angebote. Allerdings gebe es durchaus kreative Ideen wie Alumni-Treffen für Konfirmandinnen und Konfirmanden zu Weihnachten oder per Zoom-Konferenz. Auch schrieben in einigen Gemeinden die Konfis Briefe an ihr erwachsenes Ich und erhielten diese dann Jahre später, um zu neuer inhaltlicher Auseinandersetzung einzuladen. Dass die Konfirmation auch nicht getaufte Jugendliche anspreche, könne die Kirche als Ermutigung verstehen, dass sie für Jugendliche durchaus attraktive Angebote bereithalte.
epd-Gespräch: Charlotte Morgenthal (epd)