Evangelische Kirche und Diakonie hatten sich im Dezember gegenüber der Missbrauchsbeauftragten des Bundes, Kerstin Claus, zu einheitlichen Standards der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt und zur Gründung unabhängiger regionaler Aufarbeitungskommissionen verpflichtet. Diese Kommissionen seien ein wichtiger Bestandteil für eine standardisierte und umfassende Aufarbeitung aller Fälle, sagte Diakonie-Vorständin Kirsten Schwenke.
Die Geschäftsstelle der Kommission in der Region West soll bei der Diakonie angesiedelt sein und im Frühjahr eingerichtet werden. Die Kommission soll sieben Mitglieder haben: zwei Missbrauchsbetroffene sowie unabhängige Experten aus Wissenschaft, Justiz oder öffentlicher Verwaltung und Vertreter von Kirche und Diakonie. Eine Mehrheit muss von Kirche und Diakonie unabhängig sein. Die Experten werden von der NRW-Landesregierung benannt und die Betroffenen von einer noch zu bildenden Betroffenenvertretung. Dazu ist für Juni eine offene Forumsveranstaltung geplant.
Die Kirchenvertreter hoben die Bedeutung der Betroffenen für die Missbrauchsaufarbeitung hervor. „Grundlegend ist stets die Teilhabe der Betroffenen“, sagte der Vizepräses der rheinischen Kirche, Christoph Pistorius. „Es geht immer darum, ihr erlittenes Leid und widerfahrenes Unrecht anzuerkennen.“
Ende Januar hatte ein von der EKD beauftragter Forschungsverbund (ForuM) seine Studie zu sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie vorgelegt. Ermittelt wurden mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte.