„Gemeinsam für mehr Wir“
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz haben heute (3. Juni 2023) vor dem DFB-Pokalfinale wieder gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Deutschen Fußballbundes (DFB), Fans und freiwilligen Helfern in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin unter dem Thema „Gemeinsam für mehr Wir“ einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert.
Bischof Dr. Stefan Oster SDB, Bischof in Passau und Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, bezog sich in seiner thematischen Einführung auf Psalm 104 und sprach über die Schönheit und Hässlichkeit des Fußballs: „Liebe Fußballfreunde, warum sind wir heute hier und beten miteinander? Weil wir Glauben haben, dass der Segen Gottes uns helfen kann, etwas von der Schönheit des Spiels zu bewahren. Wir wollen bei aller Leidenschaft um Fairness beten, um ein gutes Miteinander – auch wenn wir im Spiel Gegner sind. Wir wollen um Respekt beten für die Fans, die die andere Mannschaft unterstützen. Wir wollen im Fall des Falles faire Verlierer sein oder Gewinner, die den Gegner immer noch achten. Wir beten darum, dass sich niemand verletzt und dass unter den vielen Zuschauern nichts Schlimmes passiert.“ Es werde auch darum gebetet, dass das, was geeignet sei, den Fußball immer noch hässlicher zu machen, draußen bleibe. „Wir kämpfen und beten auch darum, dass das Spiel frei bleibt von Rassismus, von Doping und Wettbetrug – und vor allem von Gewalt. Und wenn wir hoffen, dass unsere Mannschaft gewinnt, dann vor allem deshalb, weil sie an diesem Abend besser spielt – und nicht durch umstrittene Entscheidungen eines Videoschiedsrichters, die danach wieder tagelang diskutiert werden“, so Bischof Oster. „Wir wollen also um den Segen Gottes bitten, damit alles, was das Spiel so schön macht, für uns alle heute in den Vordergrund tritt – und alles, was geeignet ist, das Spiel hässlich zu machen, heute draußen bleiben möge.“
Der EKD-Sportbeauftragte und leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland, Präses Dr. Thorsten Latzel, sprach in seiner Predigt über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Glauben und Sport. Für beides brauche es Engagement, Arbeit und Einsatz sowie Können, Genialität und Strahlkraft. „Auch beim Christsein geht es um Einsatz – um Salz, die Essenz von Schweiß und Tränen und es geht um Strahlkraft – um Licht, um das, was das Leben hell und strahlend macht“, so Präses Latzel. „Auch beim Christsein steht die Team-Leistung im Vordergrund: Jesus Christus spricht die Jüngerinnen und Jünger gemeinsam an. Ihr seid das Salz, Ihr seid das Licht. Zum Christsein gehört immer die Gemeinschaft mit anderen. Oder anders formuliert: ‚In der Gemeinde ist Glaube am schönsten.‘“ Doch es gebe auch wesentliche Unterschiede zwischen Glauben und Sport: „Als Christinnen und Christen spielen wir im Team Gottes. Und für dieses Team zählt letztlich immer Gottes gesamte Schöpfung. Nur so leben wir als Salz der Erde und Licht der Welt.“ Deswegen seien alle unsere menschlichen Unterschiede vorläufig: „Unterschiede von Vereinen, Nationen, sozialen Milieus sowieso. Auch konfessionelle wie evangelisch oder katholisch. Ja, selbst die religiöse Unterscheidung in christlich oder nicht. In Christus ist jeder Mensch unser Bruder und unsere Schwester.“ Präses Latzel betonte, dass zum Leben als Christin und Christ beides gehöre: die Demut des Salzes und die Anmut des Lichtes. Salz sei unscheinbar, aber lebenswichtig. „Das ist die Demut des Salzes: nicht etwas aus uns selbst sein wollen, transparent sein für Gottes Liebe, die in uns wirksam ist.“ Umgekehrt – bezogen auf die Anmut des Lichtes – gebe es aber zugleich die Gefahr, dass wir aufhören oder gar nicht erst anfangen zu leuchten. Präses Latzel hob hervor: „Wenn ich die Gaben, die Gott mir gibt, nicht für andere strahlen lasse. Das ist falsche Demut aus Angst vor dem Licht, letztlich vor Gott selbst.“ Zum Ende seiner Predigt stellte er heraus: „Als Gleichnis Gottes für diese Welt leben – mit der Demut des Salzes und in der Anmut des Lichts. Das ist es, was unser Leben letztlich ausmacht, ob als Fußballer und Fußballerinnen, als Christinnen und Christen oder einfach als Menschen: dass wir für andere strahlen und ihr Leben salziger machen.“
Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) haben DFB-Präsident Bernd Neuendorf sowie Fanvertreter von RB Leipzig und Eintracht Frankfurt und die Sportseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz, ein Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Kirche und Sport der EKD und die Pfarrerin der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche mitgewirkt. Der Einladung zum ökumenischen Gottesdienst folgten zahlreiche Fußballfans.
Hinweis:
Die Predigt von Präses Dr. Thorsten Latzel sowie die Einführung von Bischof Dr. Stefan Oster SDB sind unter www.dbk.de und www.ekd.de verfügbar.
Hannover, 3. Juni 2023
Pressestelle der EKD
Annika Lukas