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„Es ist geordnet – ihr könnt trauern“ – EKD


„Dadurch wird das Grabmal erhalten – und wir können dort bestattet werden“, erzählt der evangelische Theologe, der sich schon seit vielen Jahren auch als Autor mit Tod und Trauer beschäftigt. Ein Doppelgrab, 30 Jahre Verweildauer, mit Seeblick. Geplant ist eine Erdbestattung: „Ich bin neun Monate geworden und will nach dem Tod nicht gleich die schnelle Zerstörung des Leibes“, sagt Klaus Dirschauer.

Auf dem Grabmal, einem mehr als 120 Jahre alten Kalksandstein, hat ein Steinmetz bereits die Namen und die Geburtsdaten von ihm und seiner Frau eingemeißelt: Dr. Klaus Dirschauer, Lore Dirschauer-Volkelt. Darüber ein Spruch aus den biblischen Psalmen: „Bewahre mich Gott, denn ich traue auf Dich.“ Noch ist die Gravur kaum zu erkennen. Wenn die Dirschauers hier bestattet sind, wird sie farblich hervorgehoben, die Sterbedaten werden ergänzt.

Auf dem Grab breitet sich Efeu aus. „Selbst gepflanzt“, sagt Klaus Dirschauer. „Und solange wir leben, pflegen wir das auch selbst. Später wollen die Kinder das übernehmen, das haben sie schon zugesagt.“

Aber nicht nur die Art der Bestattung haben die Dirschauers bereits geklärt. Für das Finanzielle wurden vor langer Zeit Sterbeversicherungen abgeschlossen. Die Todesanzeige ist schon fix und fertig. Eine Liste, die ständig aktualisiert wird, gibt Auskunft über diejenigen, die nach dem Tod verständigt werden sollen.

Und weitere Einzelheiten sind notiert. So wünscht sich der 87 Jahre alte Theologe eine Aufbahrung, einen Beerdigungsgottesdienst, den Erdwurf am offenen Grab. Und am Ende einen Leichenschmaus, bei dem es oft hoch hergeht, wenn Anekdoten über den Verstorbenen erzählt werden. „Das ist wichtig, damit die Gemeinschaft erhalten bleibt. Das Leben geht ja weiter“, bekräftigt der Pastor im Ruhestand.

Er und seine Frau wollen mit den Vorplanungen ihre Kinder entlasten. „Nicht, dass in Zeitnot entschieden werden muss: Wohin mit den Eltern? Es ist alles geordnet – ihr könnt trauern, darauf kommt es uns an“, sagt Klaus Dirschauer.

Wer das nicht alles selbst organisieren will, kann sich an ein Bestattungsunternehmen wenden und einen sogenannten Vorsorgevertrag abschließen, darüber wird am 3. und 4. Mai auch auf der Bremer Messe „Leben und Tod“ informiert. „Die wichtigste Frage, die man beantworten kann, ist die Bestattungsart“, verdeutlicht der hannoversche Bestatter Friedrich Cordes. „Soll es eine Erd- oder eine Feuerbestattung werden? Auf welchem Friedhof möchte ich beigesetzt werden? Soll es eine Trauerfeier geben? Blumenschmuck? Soll Lieblingsmusik gespielt werden? Kann man alles machen.“

Die Zahl derjenigen, die so vorsorgten, steige ständig, berichtet Christian Stubbe, Vorsitzender des Bestatterverbandes in Bremen. „In der Hansestadt gibt es durchschnittlich 1.000 Vorsorgen im Jahr – bei 6.000 Sterbefällen. Das ist schon eine ganze Menge.“

Meistens geht es Stubbe zufolge darum, die Kinder zu entlasten, vor allem dann, wenn sie nicht vor Ort lebten. Auch finanziell, beispielsweise über angespartes Geld auf einem Treuhandkonto. Seine Erfahrung: Am Ende werde zu mehr als 80 Prozent eine Feuerbestattung gewählt. „Die Erdbestattung ist völlig in den Hintergrund getreten, eine pflegefreie letzte Ruhe ist dafür umso wichtiger.“

Alexander Helbach, Sprecher der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas in Königswinter bei Bonn, hat mit Blick auf ganz Deutschland zwar keine belastbaren Zahlen, was den Trend zur Vorsorge angeht. Doch auch er bestätigt, das Thema sei wichtiger geworden. Und er nennt neben der Entlastung noch einen weiteren Grund, warum Menschen zu Lebzeiten ihre Beerdigung planen: „Es geht oft auch um die eigene Gewissheit, dass die Bestattung so abläuft wie gewünscht.“

Die Beschäftigung mit dem eigenen Tod und der Frage, wie wir mit ihm umgehen können, das ist Klaus Dirschauer wichtig und gehört für ihn zur „Ars moriendi“, zur Kunst des Sterbens. „Ich möchte mich gerne auf den Abschied vorbereiten, ich möchte abschiedlich sterben“, so formuliert er es.

Aber er und seine Frau wollen es auch nicht übertreiben mit der Vorbereitung. So sollen im Trauergottesdienst Choräle gesungen werden, ja. „Aber was genau, das bleibt den Angehörigen überlassen“, meint Lore Dirschauer-Volkelt. „Sonst“, sagt sie mit einem Augenzwinkern, „wäre es ja so, als ob die Familie im Gottesdienst nur zu Besuch wäre“.

Von Dieter Sell (epd)