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Präses Rekowski erwartet Bewegung in festgefahrener EU-Flüchtlingspolitik – EKD


Nachbarstaaten von Krisenländern intensiv unterstützen

Kritisch beurteilt Rekowski Bestrebungen, die Überfahrt von Bootsflüchtlingen über das Mittelmeer durch eine engere Zusammenarbeit mit afrikanischen Behörden zu stoppen. Dies sei  „kein wirklicher Beitrag zur Lösung des Weltproblems Flucht, weil es in der Regel darauf abzielt, die Flüchtlinge aus unserem Blick zu bringen und sie von Europa fernzuhalten“, betonte der leitende Theologe der rheinischen Kirche. „Wir müssen uns mit dem Schicksal von Menschen auf der Flucht intensiv befassen und versuchen, ihre oft erbärmliche Situation substanziell zu verändern.“ Hier seien Europa und die Weltgemeinschaft gefragt.

Auch eine von EU-Innenkommissarin Ylva Johansson angekündigte Stärkung der EU-Agenturen Frontex und Europol sieht Rekowski skeptisch. „Mit ihnen verbindet sich oft die Strategie, nicht Fluchtursachen zu bekämpfen, sondern Menschen, die auf der Flucht sind“, unterstrich der 62-Jährige. Damit werde vor allem versucht zu verhindern, dass Bootsflüchtlinge Europa erreichen.

Einen wesentlichen Ansatz zur Lösung des „Weltproblems Flucht“ sieht Rekowski darin, die Nachbarstaaten von Krisenländern intensiv zu unterstützen. Dort kämen drei Viertel der weltweit 80 Millionen Flüchtlinge an. Daher sollten Bedingungen geschaffen werden, die dafür sorgen, dass sich Menschen von dort „nicht auf lebensgefährliche Fluchtwege in weiter entfernte Regionen begeben müssen“.

Kritik an Festsetzung der „Sea-Watch 3“

Scharfe Kritik äußerte der EKD-Migrationsexperte an der Festsetzung des deutschen Rettungsschiffs „Sea-Watch 3“ durch die italienischen Behörden. Der Fall wirke so, als sollte die Rettung von Menschen behindert werden. Dies hänge auch mit der ungelösten Verteilungsfrage zusammen. „Ich halte es für erforderlich, dass zur Rettung von Menschen in Seenot alles Menschenmögliche geschieht“, sagte Rekowski. Die EKD habe deshalb sehr bewusst entschieden, sich an der Seenotrettung aktiv zu beteiligen. Er hoffe, dass das von der evangelischen Kirche mitinitiierte Rettungsschiff „Sea-Watch 4“ ab Anfang August seine Aufgabe im Mittelmeer wahrnehmen könne.

epd-Gespräch: Ingo Lehnick