Im 20. Jahrhundert „lag es in der Luft, dass die Kirchen sich annähern“, fügte der evangelische Pfarrer hinzu: „Wir haben mit dieser großen Hoffnung gelebt, es geht jetzt wirklich voran“, erklärte der 1963 geborene Funkschmidt etwa mit Blick auf das Anfang der 1980er Jahre von einer ÖRK-Kommission vorgelegte „Lima-Dokument“, das Hoffnung auf ein gemeinsames Abendmahl weckte, aber in der ökumenischen Bewegung heute in den Hintergrund getreten ist.
„Wir haben uns Hoffnungen gemacht, die nicht immer ausreichend an der Wirklichkeit abgeglichen waren“, räumte Funkschmidt ein. Diese Enttäuschung sei dann oftmals „in Desinteresse am ÖRK umgeschlagen“. Aber es habe auch konkrete Aufbrüche gegeben, etwa die ökumenischen Zentren in vielen Landeskirchen, wo etwa Katholiken und Protestanten sich eine Kirche teilen. Das Anti-Rassismus-Programm des ÖRK gilt heute unter Historikern als wichtiger Beitrag zum Ende der Apartheid in Südafrika.
Als Zukunftsthemen des ÖRK benannte Funkschmidt die Bereiche Ökologie und Klimagerechtigkeit, „weil das alle Kirchen, alle Menschen betreffen wird“. Er vermute auch, dass der Konflikt mit der islamischen Welt eher zunimmt. Die Frage sei, was der ÖRK als christliche Vereinigung zu aktuellen Themen beisteuern könne, „was genuin christlich ist und nicht nur eine Wiederholung dessen, was in der politischen Sphäre ohnehin diskutiert wird.“
Das sei seines Erachtens eine Überlebensfrage des ÖRK: „Hat der Weltkirchenrat zur Klimafrage etwas zu sagen, was nicht ohnehin in den politischen Gremien besprochen wird. Ich bin da nicht so sicher.“ Äußerungen des ÖRK zu wirtschaftsethischen oder wirtschaftspolitischen Fragen mangele es zudem oft an Sachverstand. Daher müsse sich der Rat auf seine Kernkompetenz besinnen, führte Funkschmidt weiter aus. Er müsse sich nicht zu allem äußern. Er rate den Verantwortlichen daher: „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“
Das 1947 gegründete Konfessionskundliche Institut an der hessischen Bergstraße ist das ökumenewissenschaftliche Arbeitswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ziel ist nach eigenen Angaben die ökumenische Verständigung wie auch die Konturierung des evangelischen Profils.