Was bekommen Sie von den Plünderungen mit?
Miriam Groß: Solche Plünderungen gibt es selbst an der 5th Avenue. Zudem haben Großmärkte wie Target ihre Geschäfte geschlossen. Ich möchte diese Gewalt nicht rechtfertigen, aber diese Plünderungen sind auch ein Ausdruck der Verzweiflung. Brutalität ist von keiner Seite zu rechtfertigen, und Plünderungen sind eine Straftat, ohne Wenn und Aber. Aber man kann diesen Ausbruch durchaus auch psychologisch erklären.
Wie beurteilen Sie die Rolle von US-Präsident Trump in dieser Situation, etwa seinen jüngsten Auftritt vor einer Kirche in Washington mit einer Bibel in der Hand?
Miriam Groß: Ich empfand diese Zeichenhandlung als zutiefst verstörend. Wir als Kirche müssen die Welt daran erinnern, dass wir eine von Gott geliebte und versöhnte Welt sind. Das was Trump getan hat, war kein versöhnendes Handeln.
Wie empfinden sie die Arbeit der Polizei in dieser Situation, von außen erscheint die Polizei ja oft als Aggressor?
Miriam Groß: Diese Schwarz-Weiß-Malerei empfinde ich als ganz schwierig. Ich kenne ein ganz anderes Bild von der Polizei. Das von einer Polizei, die da ist und hilft und unterstützt und freundlich ist. Ich weiß von Polizisten, die in Demonstrationen angespuckt und mit Schimpfwörtern überzogen werden. Das ist schrecklich.
Die New Yorker Polizisten haben ein Antirassismus- und Deeskalationstraining absolviert. Sie werden nicht dazu ausgebildet, dass sie Leute erschießen. Wie die Ausbildung im Rest der USA aussieht, weiß ich nicht. Die Cops hier verrichten eine harte Arbeit. Sie haben Familie, sie haben ihre eigenen Schicksale und fühlen sich dazu berufen zu helfen, nicht andere anzugreifen. Diese Polizisten sind Menschen aus allen Schichten, mit allen Hautfarben, verschiedener Nationalitäten und Herkünfte.
Gespräch: Stephan Cezanne (epd)