Meister würdigte Hirschler bei der Feier als “Baumeister des Herrn”: “Wir verdanken ihm so vieles an diesem Ort.” In seiner Predigt rief er zu einer Verbindung von Glauben und Vernunft auf. Dafür stehe seit Jahrhunderten das Kloster Loccum. Es komme darauf an, aus der Geschichte zu lernen, Unrecht zu erkennen und für eine bessere Welt zu arbeiten. “Vernunft ist mehr als bloße Logik”, betonte der neue Abt. “Sie ist die verantwortliche Weise, mit der Welt umzugehen.”
Das Kloster gilt als spirituelles Zentrum der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der größten protestantischen Landeskirche in Deutschland. Es wurde im Jahr 1163 von Zisterzienser-Mönchen gegründet und ging um das Jahr 1600 zum evangelischen Glauben über. Seither leben keine Mönche mehr im Kloster, stattdessen werden dort Pastoren und Pastorinnen ausgebildet. Meister wird das Amt parallel zu seinen Aufgaben als Landesbischof in Hannover ausüben. Er wird der 65. Abt des Klosters sein und der 19. seit der Reformation.
Der Abt leitet den 14-köpfigen Konvent, zu dem Theologen und Juristen gehören und der für die Geschicke des Klosters verantwortlich ist. Das Amt ist heute an eine Person geknüpft, die das bischöfliche Amt ausübt oder früher ausgeübt hat. Durch eine Verfassungsänderung, die das Kloster im August beschloss, können künftig auch Frauen in den Konvent berufen und somit Äbtissin werden.
Hirschler, der von 1988 bis 1999 Landesbischof war, hatte Anfang Januar beim traditionellen Epiphanias-Empfang der hannoverschen Landeskirche in dem Kloster seinen Rücktritt bekanntgegeben. Er hatte das Amt am 4. Juni 2000 von seinem inzwischen verstorbenen Vorgänger Eduard Lohse übernommen.