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Kirche als Erfahrungsraum – jenseits der Organisierbarkeit – EKD


Will Kirche Teil der Gesellschaft sein, kann sie das immer nur vielfältig und netzwerkartig. Das schließt ebenso die kirchliche Institution ein, die eine beharrliche kritische Stimme in der Öffentlichkeit darstellt. Gleichermassen braucht es die Ortsgemeinden, die engagiert vor Ort, in Dörfern, im kirchlichen Unterricht, bei Beerdigungen und Taufen verlässlich präsent sind. Es braucht eine «kirchliche Biodiversität», in der alle Ausdrucksformen von Kirche gleich viel wert sind.

Vielfalt und Veränderung

Diese vielfältige Kirche ist vor Ort, in der Region aber auch in Netzwerken, Peer-Groups, online, inmitten und am Rande der Gesellschaft präsent. Sie ist nahbar und erfahrbar für verschiedenste Menschen, weil sie in den Kontext inkarniert.

In ihr lebt das Allgemeine Priestertum. Das umfasst genuin auch ausgebildete, ordinierte Theolog*innen. Gebraucht werden Pfarrpersonen und Kirchenleitende, die sehr gut in der Lage sind zwischen Theologie, Tradition und Kontext zu vermitteln. Sie sind in erster Linie theologische Coaches und Ermöglicher*innen für eine sich verändernde und auch immer wieder kontextuell entstehende kirchliche Praxis.

Müller: Kirche-Sein ein Suchprozess

Freiwilligenarbeit in der Kirche wird als geistliches Moment verstanden werden. Allgemeines Priestertum bedeutet, diese Berufung im Alltag, analog und digital und in vielfältigen Ausdrucksformen von Kirche zu leben. Die Kernaufgabe kirchlicher Institution und der Pfarrer*innen ist nicht die Kommunikation des Evangeliums selbst, sondern die Förderung der Kommunikation des Evangeliums, die Menschen zu befähigen, theologisch sprach- und ausdrucksfähig zu werden und dazu anzuregen weiterzudenken.

Kirche-Sein in diesem Denkhorizont ist vielfach ein Suchprozess. Es wird gesucht, ausprobiert, Risiken werden eingegangen und es werden Fehler gemacht.  Diese Kultur muss aktiv gefördert werden – und zwar auf allen Leitungsebenen.