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Kramer warnt vor wachsendem Alltagsrassismus – EKD


Daher sei es zu begrüßen, über das Thema Migration zu debattieren. „Es ist ja ein politisches Thema, das die Menschen bewegt“, sagte Kramer: „Es braucht auch Lösungen.“ Diese Debatte müsse jedoch geführt werden, ohne „in einen diffusen Rassismus“ zu verfallen. „Wir dürfen den Hilfesuchenden nicht nach seinem Aussehen bewerten und davon unsere Hilfe abhängig machen“, mahnte Kramer.

So müsse die Debatte nicht nur in Bezug auf die Bedürftigen von außerhalb geführt werden, sondern auch im Bereich der Arbeitsmigration. Deutschland benötige dringend ausländische Arbeitnehmer, etwa in den sozialen Diensten, sagte der Bischof: „Aber wer wird denn bei uns arbeiten wollen, wenn wir uns ihnen gegenüber als ungastliche oder sogar rassistische Gesellschaft zeigen.“ Der Wohlstand auch in Ostdeutschland beruhe zu einem wesentlichen Teil auf Weltoffenheit.

Kramer betonte, dass Christentum und Fremdenfeindlichkeit einander ausschließen. „Und doch wissen wir, dass einige Kirchenmitglieder gegenüber neurechtem Gedankengut nicht vollständig immun sind“, sagte der leitende Geistliche an der Spitze der mitteldeutschen Kirche, zu der rund 638.000 Christen in Sachsen-Anhalt und Thüringen angehören. Eine zentrale Botschaft der Bibel jedoch sei die Nächstenliebe und der Schutz des Fremden.

epd-Gespräch: Matthias Thüsing