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Bibel – EKD


In seinem Essay „Meine Bibel; Erfahrungen“ 1982 in der DDR berichtet der Schriftsteller Franz Fühmann davon, wie er die Bibel im erwachsenen Alter wiederentdeckte. Dabei erkannte er, dass die Bibel „ein Buch der Subversion war, des Unerhörten, Unerlaubten, des Umkehrens von Oben und Unten und des Zerschlagens der alten Tafeln. Ein zersetzendes Buch, das den Königen fluchte und die Armen und Schwachen seligpries, ein Buch der Parteinahme für alle Mindren“.

Dieses alte Wort „minder“, ein Komparativ zu „klein“, verwendet Fühmann zur Charakterisierung der Menschen, die er als abgründig in der Bibel beschrieben vorfindet. Ihre Verwobenheit mit dem Alltag ermöglicht es Fühmann, sie im realen Leben wiederzufinden: „So handelt der Mensch, und nun sieh du dich an!“

Nach Fühmann beschreibt die Bibel den Menschen als im Werden befindlich. Diese Erkenntnis hat zwei Aspekte. Zum einen bedeutet es, „das Werden des Menschen […] als ein Nacheinander, wenn auch in seiner Entfaltung“ zu sehen. Zum anderen ist „dies Werden auch ein Zugleich“: „Du verlierst nichts von dem, was du einmal warst, und bist gewesen, was du erst wirst“.


Dietrich Sagert