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Erntedank ist ein Ur-Fest der Menschheit – EKD


Auch wenn Erntedank heutzutage vorwiegend als kirchliches Fest betrachtet werde, sei das Datum alles andere als ein christliches. Im Gegenteil: Für die frühen Verbreiter des Christentums habe es sogar ein „durchaus riskantes Experiment“ dargestellt, das ehemals heidnische Erntefest in das christliche Brauchtum zu überführen.

Aufgrund seines vorchristlichen Erbes falle das Erntedankfest aus dem Rahmen, sagte Reinbold. „Es ist das einzige Fest im Jahreskreis, das sich auf das natürliche Jahr bezieht und keinen Bezug zu Christus hat.“ In der Geschichte der Christenheit habe es deshalb auch nie ein klar definiertes Datum für das Erntedankfest gegeben. „Man feierte das Fest vielmehr zu dem Zeitpunkt, an dem es vor Ort jahreszeitlich passte“. Erst seit einigen Jahren habe sich mit dem ersten Sonntag im Oktober erstmals ein fixer Termin ergeben.

Auch wenn das Erntedankfest kein elementares christliches Fest sei, spielten Saat und Ernte in der Bibel eine zentrale Rolle, unterstrich Reinbold. Das Thema sei deshalb so präsent, weil die biblische Kultur ursprünglich eine Kultur von Bauern und Viehzüchtern gewesen sei. Schon Adam habe den Auftrag bekommen, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren. Auch Adams Söhne Kain und Abel seien der Landwirtschaft als Ackerbauer und als Schäfer treu geblieben. „Und das Erste, was sie tun, ist: Sie bringen Gott ein Opfer von den Früchten des Feldes und von den Erstlingen der Herde“, erläuterte Reinbold. „Sie danken Gott für die Ernte. Kain und Abel feierten das erste Erntedankfest der Menschheit, wenn Sie so wollen.“

Mit Blick auf die von Klimawandel und industrieller Landwirtschaft geprägte Gegenwart betonte Reinbold, allzu traditionell-romantische Erntedankfeste liefen Gefahr, die heutige Realität aus dem Auge zu verlieren. „Dann ist es wie bei manchen Lebensmittel-Etiketten: Die Produkte sind in Massentierhaltung erzeugt, auf der Packung sieht es aber aus wie bei Heidi auf der Alm“, sagte der Theologie-Professor.