Frankfurt a.M., Hamburg (epd). Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, stört die Relativierung des brutalen Angriffs der Hamas am 7. Oktober auf Israel. Der massive Terrorüberfall der Hamas sei ein beispielloser Angriff, sagte Fehrs dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sehr schnell habe es aber sprachliche Relativierungen gegeben. „Das Massaker war grausam, aber… Diese Sprachfigur hat es ständig gegeben“, sagte die Hamburger Bischöfin. „Das hat mich nachhaltig gestört.“
Ihrer Meinung nach müsse es statt „Ja, aber“ vielmehr „Ja, und gleichzeitig“ heißen. „Wir stehen zugleich an der Seite der Menschen in Israel, die auf die Befreiung der Geiseln hoffen, und an der Seite derer, die hier im Land mit zunehmenden antisemitischen Übergriffen konfrontiert sind“, sagte Fehrs. „Und gleichzeitig steht uns das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung vor Augen.“ Nicht nur im Gazastreifen, auch im Westjordanland, wo viele den Übergriffen radikaler Siedler ausgeliefert seien.
In Deutschland urteile man sehr schnell über das, was in Israel stattfinde. „Ich bin da sehr vorsichtig geworden“, sagte Fehrs. Die Theologin betonte, als Christ fühle man sich nicht nur Jüdinnen und Juden, sondern auch allen anderen Religionen in der Suche nach Frieden verbunden. Der interreligiöse Dialog sei zwar belastet durch den Konflikt, „aber wir finden immer noch in der Bitte um den Frieden für diese schwer gezeichnete Region zusammen, die Juden, Christen und Muslimen heilig ist“. Man sei einig darin, dass Konflikte ohne Gewalt ausgetragen werden und dass die Geiseln nach Hause kommen müssten. So unterschiedlich die Lage in Israel auch eingeordnet werde, die gemeinschaftliche Bitte um Frieden geschehe mit gemeinsamer Stimme.