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Europa muss jetzt helfen – EKD


Auch gegenüber der „Passauer Neuen Presse“ mahnte Bedford-Strohm eine rasche europäische Lösung an. Falls dies nicht möglich sei, „muss Deutschland mit den Ländern, die dazu bereit sind, vorangehen“, sagte er. Europa habe es versäumt, sich auf einen gemeinsamen Weg in der Flüchtlingspolitik zu verständigen.

Rekowski: „Jetzt ist Schluss. Jetzt ist Zeit zu handeln.“

Manfred Rekowski, Vorsitzender der Kammer für MIgration und INtegration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), forderte, nach dem Brand in Moria ein Zeichen für eine europäische Aufnahme Geflüchteter zu setzen. Ein abgestimmtes europäisches Handeln bei der Aufnahme von Geflüchteten sei „dringend notwendig, ja überfällig“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Im WDR-Radio forderte Rekowski die Europäische Union und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) zu einem Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik auf. Der EU sei es trotz vielfacher Warnungen, auch aus den Kirchen, nicht gelungen, „die Eskalation der menschenunwürdigen Situation in dem Lager zu verhindern“, sagte er in seiner Morgenandacht bei WDR2: „Jetzt ist Schluss. Jetzt ist Zeit zu handeln.“

Rekowski verwies auch auf den Appell der leitenden Geistlichen evangelischer Landeskirchen „Wir erwarten vom Bundesminister des Innern, sich den Angeboten von Bundesländern und Kommunen, Geflüchtete aus den griechischen Lagern aufzunehmen, nicht länger zu widersetzen“, zitierte er aus der gemeinsamen Position. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft müsse umgehend eine europäische Lösung für die Verteilung der Schutzsuchenden auf aufnahmebereite Länder finden.

„Versucht die Kirche hier Politik zu machen, wenn sie sich so deutlich zu Wort meldet? Sollte sie nicht lieber bei ihren Leisten bleiben?“, griff Rekowski mögliche Kritik an der Positionierung der Kirchen auf. „Für mich ist klar: Wir dürfen keinen Menschen aufgeben. Wir dürfen niemanden sich selbst überlassen. Wir sind Lobbyisten der Menschlichkeit“, betonte er.

Heimbucher: „Europa hat hier versagt“

Der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister appellierte an die Bundesregierung, den Menschen im Lager Moria zu helfen. „Wir würden als evangelische Kirche alle Möglichkeiten vollständig unterstützen, dass man diesen Menschen einen menschenwürdigen Aufenthaltsort gibt, und dann im Rahmen der Asylgesetze darüber berät und beschließt, wo sie letztlich bleiben können“, sagte er am Mittwoch in Hannover. Meister sprach von einer „absoluten Katastrophe“, die allerdings erwartbar gewesen sei.

Auch der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher forderte die Bundesregierung auf, aktive Hilfe zu leisten. „Das seit Monaten hoffnungslos überfüllte Moria erfüllt schon lange nicht einmal humanitäre Mindeststandards“, sagte er am Mittwoch im niedersächsischen Leer: „Europa hat hier versagt. Wir müssen uns für unsere Hartherzigkeit schämen.“

Kardinal Woelki: „Daran wird sich die Menschlichkeit Europas messen lassen müssen“

Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, erklärte auf Twitter: „Wir dürfen die Augen nicht länger vor dem Leid unserer Mitmenschen verschließen. Ihnen jetzt zu helfen und sie aufzunehmen ist unsere Pflicht – und daran wird sich die Menschlichkeit Europas messen lassen müssen.“

Die katholische Laienbewegung Sant’Egidio erklärte am Mittwoch, wenn „Europa noch auf der Höhe seiner Traditionen von Zivilisation und Menschlichkeit sein will, muss es sich in einem Akt von kollektiver Verantwortung um dieses Problem kümmern.“ Die Gemeinschaft rief alle Länder der Europäischen Union auf, unverzüglich die Flüchtlinge aufzunehmen, die beim Brand im Lager Moria alles verloren haben: „Es sind Asylbewerber, die seit Monaten oder teilweise seit Jahren unter extrem prekären Umständen leben, nachdem sie lange und sehr gefährliche Reisen auf der Flucht vor Krieg oder unerträglichen Zuständen zurückgelegt haben; die große Mehrheit stammt aus Afghanistan.“ Es seien überwiegend Familien. Insgesamt handele es sich um ungefähr 13.000 Personen und davon 40 Prozent Minderjährige.

Der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße sagte: „In die Betroffenheit über das Elend der Schutzsuchenden mischt sich die Bestürzung über das politische Versagen.“ Man müsse es wohl so offen sagen: „Es handelt sich um eine Katastrophe mit Ansage“, erklärte der Vorsitzende der Migrationskommission und Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.