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Tote und Lebende gehören zusammen – EKD


(Berlin) „Trauer braucht eine Öffnung und einen Resonanzraum. Sie ist nichts für das stille Kämmerlein.” Das hat Annette Kurschus, stellvertretende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, am Dienstagabend beim „Treffpunkt Gendarmenmarkt“ in Berlin betont. Es bedürfe der Rituale und der Orte, in die sich Menschen einschwingen könnten, ohne dass sie allem zustimmen müssten, sagte Kurschus vor Politikern und Journalisten.

Mit Blick auf die Corona-Opfer, derer am kommenden Sonntag, 18. April, in Berlin gedacht wird, sagte Kurschus: „Keiner dieser Menschen ist von Gott vergessen. Diese Botschaft kann Menschen Halt geben, auch wenn sie selbst nicht mit dieser Gewissheit aufgewachsen sind.“ Die Kirche selbst könne nicht trösten. Sie könne aber den Trost weitergeben, den sie von Gott empfängt, so die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Tod und Sterben wanderten ebenso wie Tote und Sterbende aus der Öffentlichkeit heraus ins Private. Dieser Trend habe sich durch die Pandemie verstärkt. Kurschus: „Wir merken, was nicht stattgefundene Trauer ausrichtet. Dafür haben wir durch Corona ein Gespür bekommen. Tote und Lebende gehören zusammen.“

Die Vizepräsidentin des Bundestags, Petra Pau (Linke), hat den für den geplanten staatlichen Gedenkakt für die Corona-Toten begrüßt. Pau sagte, sie sei zunächst einer solchen Veranstaltung gegenüber “sehr skeptisch” gewesen, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sie im vergangenen Sommer ins Gespräch gebracht habe.

Inzwischen glaube sie aber, eine öffentliche staatliche Trauer-Veranstaltung könne die Möglichkeit bieten, gemeinsam Kraft zu schöpfen und sich gegenseitig zu bestärken. Das Leid vieler Menschen werde anerkannt und gewürdigt, “ohne zu vergessen, dass wir immer noch in dieser schwierigen Situation sind”, sagte Pau. Viele Menschen die um Angehörige trauern und die beruflich mit dem Sterben von Corona-Patienten konfrontiert seien, hätten ihr signalisiert, dass es gut sei, dass der Staat und die Kirchen eine solche öffentliche Trauerveranstaltung planen.

Für den kommenden Sonntag sind für die Opfer der Pandemie ein ökumenischer Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sowie ein Gedenkakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin geplant. Pau diskutierte am Dienstag mit dem Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Prälat Martin Dutzmann, und der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und stellvertretenden EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Trauer um die Toten und die Frage, ob die Erfahrungen während der Pandemie sich auf die Art zu trauern auswirken wird.

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind laut Robert Koch-Institut bis zum Dienstag 78.746 Menschen an und mit dem Virus gestorben.

epd/ekd