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Gesicht einer fröhlichen Kirche – EKD


Obwohl die menschliche Verletzlichkeit in der Gesellschaft „nicht en vogue“ ist, bleibt „der verwundbare Mensch“ für Springhart ein Lebensthema. Ihre Habilitationsschrift erschien unter dem Titel „Der verwundbare Mensch. Sterben, Tod und Endlichkeit im Horizont einer realistischen Anthropologie“. Und auch der Kirche wünscht sie den Mut, sich nicht nur offen und lernfähig, sondern auch mal verletzlich zu zeigen.

Gleichzeitig will die Bischöfin mit den blonden Haaren für mehr Fröhlichkeit und Leichtigkeit in der Kirche sorgen. „Wir müssen die Hoffnung, von der wir reden, auch ausstrahlen“, ist sie überzeugt. Dabei sei Humor und Gelassenheit hilfreich. Sie bezeichnet sich selbst als das Gesicht einer fröhlichen Kirche, in der „niemand zum Lachen in den Keller gehen muss.“

Springhart, die in Basel geborgen wurde und im Schwarzwald aufgewachsen ist, will „Kirche in ihrer bunten Vielfalt gestalten“. „Mein Herz schlägt für eine Kirche, die aus der Kraft des Evangeliums lebt, die kraftvoll feiert und die sich öffentlich hören und sehen lassen kann“, erklärt die 47-Jährige, die sich als „hoffnungsstur und glaubensheiter“ beschreibt.

Auch die Ökumene mit der katholischen Kirche liegt ihr am Herzen. Trotz aller Verwerfungen und Trennungen, „in Christus sind wir eins“, erklärt die evangelische Theologin mit Blick auf die weltweite Ökumene und die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen vom 31. August bis 8. September 2022 in Karlsruhe. Somit könne man die herausfordernden Fragen der Zeit gemeinsam angehen.

Dabei gehe es um Frieden in Zeiten des Krieges, Klimawandel und Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit für Unterdrückte, aber auch gleiche Rechte für Menschen jeglichen Geschlechts und sexueller Orientierung. Ein besonderes Anliegen ist ihr die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Gesellschaft.

Gebürtig in Basel absolvierte Heike Springhart ihr Studium in Bethel, Leipzig, Basel und Heidelberg. Neben ihrem Engagement am Theologischen Studienhaus Heidelberg und dem Evangelischen Studienseminar Morata-Haus war sie auch Pfarrerin in Mannheim und Pforzheim. Auslandsaufenthalte führten sie etwa nach Chicago und Washington DC.

Auch privat reist die allein lebende Theologin gerne und hält kleine Absurditäten des Alltags mit der Kamera fest. Ein gelungener Tag beinhaltet auch das Gespräch und Treffen mit Freunden. Ihre Hobbies sind neben dem Lesen, das Singen im Chor und das Klavierspiel.

Heiter und gelassen will Springhart die Kirche in Baden in den nächsten zwölf Jahren durch den Transformationsprozess führen, der ihrer Einschätzung nach längst begonnen hat. Gut möglich, dass der neuen Landesbischöfin ihr Lieblingsbibelvers „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir“ noch so einige Male den Rücken stärken wird. Den Spruch, der auf Hebräisch in ihren Ordinationsring eingraviert ist, trägt sie immer bei sich.

Festgottesdienst mit 500 Gästen am Sonntag

Mit einem Festgottesdienst in der Karlsruher Stadtkirche wird am Sonntag die erste Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, Heike Springhart, offiziell in ihr Amt eingeführt. Gleichzeitig wird auch Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh verabschiedet, der am 31. März in den Ruhestand getreten ist. Die feierliche Übergabe des Amtskreuzes durch Synodalpräsident Axel Wermke findet im Beisein von mehr als 500 Gästen in der Stadtkirche Karlsruhe statt und wird auch im SWR-Fernsehen übertragen.

Zum Amtswechsel werden die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sowie weitere Gäste aus Kirche und Politik erwartet.

Mit Heike Springhart, Pfarrerin und Professorin für Systematische Theologie, hatte die Synode der Evangelischen Landeskirche in Baden im Dezember erstmals eine Frau ins Bischofsamt gewählt. Genau 50 Jahre zuvor war – mit Hilde Bitz – die erste Frau in Baden ins Pfarramt eingeführt worden.

Obwohl die Corona-Schutzmaßnahmen weitestgehend aufgehoben sind, bittet die Landeskirche die Gäste , eine Maske zu tragen und vorab einen Corona-Schnelltest zu machen.