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31.10.2022 „Kirche der Zukunft ist für mich diese Hoffnungsgemeinschaft“

„Kirche der Zukunft ist für mich diese Hoffnungsgemeinschaft“

Landesbischof Gohl predigt am 31. Oktober in der Stuttgarter Stiftskirche

Stuttgart. „Kirche der Zukunft ist für mich diese Hoffnungsgemeinschaft: Gemeinsam hoffen gegen die Angst. Gemeinsam beten für Frieden und das Ende der Gewalt. Gemeinsam auf Gottes Liebe in einer lieblosen Welt vertrauen. Und als Hoffnungsgemeinschaft dann auch durch konkretes Handeln in diese Welt und Gesellschaft hineinwirken.“ So fasst Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl in seiner Predigt am Reformationstag (31. Oktober) um 18:00 Uhr in der Stuttgarter Stiftskirche sein Bild der Kirche zusammen.

In seiner Predigt über Psalm 46,2-4 benennt Gohl die großen Ängste unserer Zeit: „Corona, der Klimawandel, der Krieg in der Ukraine, die Sorge vor dem Einsatz taktischer Atomwaffen. Die Welt droht aus den Fugen zu geraten und das geschieht nicht nur weit, weit weg, sondern mitten bei uns. Im Blick auf viele Gespräche und Begegnungen der letzten Monate weiß ich, wie weit diese Ängste verbreitet sind. Hilft der Rat, sich auf Gott zu berufen? Zu ihm zu beten und ihn zu bitten, diese Ängste von mir wegzunehmen? Dass das gut und richtig ist, davon bin ich zutiefst überzeugt. Aber was, wenn meine Angst so groß ist, dass sie sogar damit rechnet, dass Gott mir nicht helfen kann? Was, wenn mir das Gebet im Halse stecken bleibt vor lauter Übel und Unglück? Was, wenn Not eben nicht beten lehrt?“

Gohl betont, dass Angst mehr ist als ein individuelles Gefühl: „Die Frage der Angst hat auch eine gesellschaftliche Dimension. Wenn vielen Menschen die Angst näher ist als Gott, dann wird irgendwann die Angst zur Grundmelodie unserer Gesellschaft.“ Und ebenso sei auch die christliche Hoffnung eine Sache der Gemeinschaft: „Bislang hatten wir uns mit unserer Angst alleine vor Gott eingerichtet. Aber die Wirklichkeit des Psalmbeters sieht ganz anders aus: Gott ist unsre Zuversicht und Stärke. Es sind die Nöte, die uns getroffen haben. Und wir alle sind es, die den Weg aus der Angst finden. Der heutige Tag ruft uns ins Gedächtnis, dass dieses gemeinsame Beten, dieses Pfeifen im Wald der Angst, der Beginn von Kirche ist. Wie damals, als die Jünger am ersten Ostertag zusammen hinter verschlossenen Türen saßen, bibbernd und starr vor Zukunftsangst und Jesus mitten unter sie trat, sie stärkte und ihnen die Sorge vor der Zukunft nahm. So paradox es klingen mag: Wenn wir so beten und zweifeln, so sind wir gerade so Teil dieser Hoffnungsgemeinschaft, die Kirche von damals bis heute ist.“

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl feiert den Gottesdienst zum Reformationstag in der Stuttgarter Stiftskirche am 31. Oktober um 18:00 Uhr.

Mit freundlichen Grüßen,
Dan Peter
Sprecher der Landeskirche

Hinweis: Den Volltext der Predigt lesen Sie unter www.elk-wue.de/31102022. Es gilt das gesprochene Wort. Fotos von Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl finden Sie im Pressebereich unserer Webseite.