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„Du bist nicht allein in der Fremde!“ – EKD


Der Impuls zum Bau der Kapelle sei von Gastarbeitern ausgegangen, berichtet der katholische Flughafenpfarrer Edward Fröhling. Aus einem Gebetsraum zunächst für Beschäftigte habe sich ein kirchliches Netzwerk auch für Reisende, Flüchtlinge und Obdachlose auf dem Flughafen entwickelt. Inzwischen gibt es in zwei Terminals zehn Gebetsräume für Christen, Muslime und Juden sowie zwei neutrale Räume der Stille. Nach und nach gründeten die Kirchen am Flughafen auch den Kirchlichen Sozialdienst, die Aufsuchende Sozialarbeit, den Flüchtlingsdienst und die Abschiebebeobachtung.

Die Seelsorger am Flughafen verhelfen auch zu glücklichen Erfahrungen, wie Fröhling erzählt: Am Ostersonntagmorgen war eine Großmutter mit sieben Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine am Flughafen gestrandet. Sie hatten Flugkarten nach Irland, aber vom Flughafen Frankfurt-Hahn im rheinland-pfälzischen Hunsrück aus. Die Einladung der Hilflosen zum Gottesdienst und das gemeinsame Essen hinterher habe eine „Ostererfahrung“ bewirkt: „Die Trauer der Flüchtlingsgruppe und ihr Gefühl der Verlorenheit wichen einer Ruhe und Freude.“ Nach einer Woche in der Flüchtlingsunterkunft konnte die Gruppe nach Irland weiterfliegen.

Schwierig bleibe das Anliegen, Seelsorge für die Beschäftigten des Flughafens anzubieten, räumt Pfarrerin Klünemann ein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiteten oft ohne Pausen in Schichten und hätten kaum Zeit für die Seelsorge. Toll sei aber, dass der Flughafenbetreiber Fraport „Religion als Teil des Menschseins“ begreife und Räume zur Besinnung und zum Gebet bereitstelle. „Wir sind anders als alle anderen, wir haben Zeit“, beschreibt Klünemann die Sonderstellung der Seelsorger. Dies schätzt auch der Flughafenbetreiber.

Am Flughafen träfen täglich Menschen unterschiedlichster Herkunft, Religion und Kultur aufeinander, erklärt die Fraport AG. Wer in der Hektik des Alltags und des Reisens ein vertrauliches Gespräch suche, Hilfe benötige oder ein hoffnungsvolles Wort brauche, könne sich an die Flughafenseelsorge wenden. Sie kümmere sich jeden Tag darum, Menschen auf ihrem Weg Halt zu geben und trage damit zu einer guten Reise bei. Auch die Bundespolizeidirektion am Flughafen lobt die Seelsorge: „Sie ist als wichtiger Baustein am Flughafen nicht mehr wegzudenken.“

Für Dienstag (18. Oktober) haben Klünemann und Fröhling zu einer ökumenischen Jubiläumsfeier eingeladen. Zu Gottesdienst und Empfang werden Gäste von Kirchen, Fraport, Betriebsräten, Bundespolizei und Fluggesellschaften erwartet. Die evangelische Pfarrerin und ihr katholischer Kollege am Flughafen blicken nach vorn: „Die Kirche wächst hier“, sagt Fröhling. Die Beziehungen zu anderen Religionen sollten stärker werden, ergänzt Klünemann: „Wir entwickeln uns zu einem Team von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Nationalität und Religion“.

Von Jens Bayer-Gimm (epd)